7. Dezember
14.12.1955 / Seite 1 / Allgemein

Berliner Arbeiter verhinderten Stahlhelm-Appell

Sieg der Aktionsgemeinschaft / Reinickendorf unter Belagerungszustand / Verhaftete viehisch mißhandelt

Berlin (Eig. Ber.); Zehntausend Arbeiter aus ganz Berlin verhinderten am Montagabend im westberliner Bezirk Reinickendorf einen sogenannten Stahlhelm-Appell. Der westberliner Frontstadt-Senat hatte mit Hilfe seiner uniformierten Bürgerkriegstruppe, der Bereitschaftspolizei, den gesamten Bezirk unter Belagerungszustand gestellt. Das Oberkommando dazu lag in den Händen amerikanischer Offiziere. Trotzdem fanden sich die Berliner Arbeiter — SPD- und SED-Genossen, Jungsozialisten und viele tausend Parteilose — zu einer entschlossenen Demonstration gegen die faschistische Stahlhelm-Provokation zusammen. Die Stahlhelmer wagten es nicht, im Schutz der Bereitschaftspolizei aus ganz Westberlin zusammenzukommen;

Stahlhelmtreffen sollte provozieren

Der Stahlhelm bildet auch in Westberlin eine der Hauptorganisationen der militaristischen Traditionsverbände. Seine Mitglieder werden gegenwärtig bereits wieder militärisch ausgebildet. Die Finanzierung liegt in den Händen westdeutscher und westberliner Konzerne. Zentrale Schulen werden von den amerikanischen Besatzungstruppen unterstützt. Der westberliner Stahlhelm hatte großspurig für Montagabend einen Appell angekündigt, mit dem eine Demonstration verbunden sein sollte. Die Aktionsgemeinschaft der Berliner Arbeiter hat trotz ungeheuerlichen Polizeiterrors diese Provokation verhindert.

SS-Terror der Bereitschaftspolizei

Zum ersten Male wurde vom Frontstadt-Senat bei dieser Polizeiaktion die besonders gedrillte Bereitschaftspolizei unter dem Kommando des in den USA ausgebildeten Faschisten Duensing eingesetzt. Mit beispiellosem Terror, wie er nur von den SS-Banditen in den faschistischen Konzentrationslagern praktiziert wurde, fiel diese Knüppelgarde über die Berliner Arbeiter her. Mit Gummiknüppeln und mit Wasserwerfern gingen die Schläger, die vorher unter Alkohol gesetzt worden waren, an allen Straßenecken im Bezirk Reinickendorf gegen die Demonstranten vor; Diese setzten sich zur Wehr und forderten unerschrocken immer wieder in Sprechchören: „Weg mit den Militaristen!"

Wahllose Verhaftungen

Schon Stunden vor dem beabsichtigten Treffen hatte die westberliner Polizei auf direkten Befehl des Frontstadtchefs Suhr dichte Kordons in einem Umkreis von etwa fünf Kilometern um die Faschistenbudike gezogen. An allen Ecken und Enden wurden wahllos Verhaftungen vorgenommen. Das bewies die Nervosität und Unsicherheit der Polizei. Völlig kopflos wurden zum Beispiel vor einem Kino die Besucher unter Schlägen auf 16 Mannschaftswagen gepreßt und abtransportiert.

Solidarität der Bevölkerung

Zahllose Demonstranten entgingen der Verhaftung und dem Wüten der Prügelhelden durch die Solidarität der Einwohner von Reinickendorf.

Ihre ohnmächtige Wut über die gelungene Aktion der Berliner Arbeiterschaft, die in vorbildlicher Aktionsgemeinschaft den Militari-* sten und Faschisten diese Abfuhr erteilte, ließen die Machthaber der Frontstadt und ihre Bürgerkriegsgarde an den Verhafteten aus. In viehischer Weise, wie sie ebenfalls nur von der SS her bekannt ist, vergingen sich die Polizisten an den Verhafteten. Diese mußten Spießruten laufen und wurden zu Dutzenden in Einzelzellen gepreßt und geprügelt. Schließlich verschleppte man sie in die Kiesgruben in Reinickendorf-West, wo sie weiter geknüppelt und zum Teil ins Wasser gestoßen wurden. Andere Verhaftete mußten ihre Ausweise und den Tascheninhalt auf einen Haufen werfen und auf Kommando wieder aussuchen. In unmenschlicher Weise wurden die Berliner Arbeiter dabei von den SS-Banditen mit Gummiknüppeln und Fußtritten traktiert.

Die Arbeiter sind stärker

In dieser Polizeiaktion offenbart sich die ganze Ohnmacht der westberliner Machthaber, deren Karre im NATO-Kurs hoffnungslos verfahren ist und die nichts mehr fürchten, als die Aktionsgemeinschaft der Berliner Arbeiter, die am Montagabend einen überzeugenden Sieg erringen konnte.

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